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Kunst und Sünde
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Kunst oder Vandalismus ?

*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Kunst oder Vandalismus ?
Kunst oder Vandalismus ?

Hier scheiden sich oft die Geister.
Was ist für euch (noch) Kunst?
Wo fängt für euch Vandalismus an?
Was schlummert zu diesem Thema in euren Archiven?


LG
maj
Berlin, U 6 im Oktober 2014
*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
zu dem Bild im Eingangspost entstand folgender Kolumne- Text von mir.


Vandalismus

Als ich neulich morgens zur Arbeit fuhr, bin ich wie immer in den ersten Waggon eingestiegen, habe mich auf den gewohnten Platz gesetzt, mein Büchlein gezückt und meinen Gedanken freien Lauf gelassen. Wenn ich dann so ins Schreiben vertieft bin, merkte ich oft nicht, wie die Zeit vergeht. Als ich an irgendeinem Bahnhof aufschaute und durch das Zugfenster sehen wollte, welche Station gerade angefahren wurde, stutzte ich im ersten Moment. Ich konnte nicht auf den Bahnsteig blicken, denn ein Graffiti zierte die ganze Seite des Waggons - das war mir in meinem morgendlichen „Schumm“ gar nicht aufgefallen - aber zum Glück gibt es ja diese elektronischen Anzeigen im Zug.

Als direkt und indirekt persönlich Betroffene brachte mich das auf die Idee, mich mit dem Thema einmal näher zu beschäftigen. Der Begriff Vandalismus wird fälschlicherweise von den Vandalen abgeleitet oder in Zusammenhang gebracht, einem germanischen Volksstamm das im fünften Jahrhundert im Zuge der Völkerwanderung plündernd durch die Orte und Lande zog. Denn eigentlich bezeichnet der Begriff Vandalismus die bewusste, illegale oder Normen verletzende Beschädigung oder Zerstörung fremden Eigentums.

Mittlerweile wird zwischen mehreren Formen des Vandalismus unterschieden:
Dem Vandalismus aus destruktiven Zeitvertreib, bei dem aus reiner Lust am Zerstören, aggressivem Abreagieren von Wut oder aus reinem Imponiergehabe ohne Sinn gehandelt wird. In einer weiteren Form sind die gleichen Hintergründe die Ursache, allerdings bezieht sich die Zerstörung ausschließlich auf den Bereich der Kunst. Psychisch Kranke, die oft an einem irregeleitetem Sendungsbewusstsein leiden, neigen zu zerstörerischen Handlungen gegen Kulturgüter. Teilweise kann auch Zerstörung aus Fanatismus oder Ideologie als Vandalismus betrachtet werden. Unter virtuellem Vandalismus versteht man die mutwillige Löschungen oder Störungen digitaler Inhalte zum Beispiel in Blogs oder die Manipulation von Werbeinhalten.

Kulturvandalismus ist die Beschädigung oder Beseitigung von Kunstwerken und Denkmälern in einem größeren politischen, ideologischen oder ökonomischen Kontext, in der Absicht oder mit der Folge einer Bewusstseinsänderung, dass heißt der gewaltsame Versuch, Erinnerung zu beseitigen oder zu verändern.
Demandt 1997, * 1937, deutscher Althistoriker

Ein beliebtes Ziel scheinen die Fahrzeuge und Bahnhöfe des Öffentlichen Personen Nahverkehr zu sein. Da werden Scheiben gescratcht wie es so schön heißt, also mit scharfkantigen Werkzeugen zerkratzt - beliebt sind da wohl die Hammer mit denen man in Notfällen eigentlich die Fenster zerschlagen soll. Am meisten fallen die Schmierereien auf, so wie Tags und Graffiti, wobei einige wenige Graffiti doch ganz ansehnlich sind - Geschmackssache. Um den aufgeschlitzten Sitzpolstern entgegen zu wirken, wurden anscheinend die harten Plastiksitzschalen eingebaut - abgesehen davon, dass sie ziemlich unbequem sind, machen die Vandalen auch davor keinen Halt, denn sie reißen die einfach aus der Halterung. Meistens sind es Jugendliche, denen Vandalismus, was den Öffentlichen Personen Nahverkehr betrifft, nachgewiesen wird.

Neuerdings ist es wohl ein weit „verbreiteter Sport“, die mutwillige Zerstörung von Gegenständen im öffentlichen Raum mit Handys zu filmen und diese Aufnahmen dann auch noch im Internet zu verbreiten. Gegenstände des öffentlichen Raums sind zum Beispiel Notrufsäulen, Telefonzellen und Parkbänke. Aber mittlerweile kommt auch das Eindringen in öffentliche Gebäude - wie Kindergärten, Schulen, Rathäuser oder Bezirksämtern - und die Verwüstung und Zerstörung des Inventars, in Mode.


• * * * * * * * * * * * * * *

Das sind die Fakten und nun einige Gedanken zu dem Thema.

Doch warum machen Menschen so etwas? Was veranlasst sie zu solch einer blinden Zerstörungswut?

Ist es wirklich nur die Langeweile, dass Nicht- Wissen, etwas mit der freien Zeit anzufangen? Dabei heißt es doch immer - und man bekommt auch oft genug das Gefühl vermittelt - es muss alles schnell schnell gehen und niemand hat mehr Zeit.

Oder ist es etwa der besondere Kick? Ich meine, als Kinder haben wir auch Blödsinn gemacht, aber wir haben nie anderer Leute Sachen zerstört. Wir haben so harmlose Dinge wie Klingelstreiche veranstaltet. Irgendwo klingeln, dann wegrennen und wenn die Tür geöffnet wird ist keiner da. Besonders spaßig war das in den Hochhaus- Siedlungen, wenn man mit beiden Händen auf das Klingelbrett patschte und sich dann mehrere Mieter gleichzeitig an der Sprechanlage meldeten.

Ist es vielleicht das Heischen nach Aufmerksamkeit, von der man gefühlt zu wenig bekommt? Von wem soll mehr Augenmerk auf einen gerichtet werden - sind es die Eltern, die Freunde, Bekannte oder wer? Ist es vielleicht sogar die breite Öffentlichkeit - als Schlagzeile in der Tageszeitung zu erscheinen oder im Internet für sein Filmchen möglich viele Aufrufe und Likes zu erhaschen?

Vielleicht ist es ja auch der Neid, der manche Menschen dazu verleitet, solche Taten zu vollbringen. Warum werden sonst Status- Symbole zerstört? Ich denke da nur an die nächtlich brennenden „Luxus“- Limousinen, die nachts immer häufiger in Flammen aufgehen?

Gewalt ist die Wut auf nicht gelebtes Leben.
unbekannt

Die Beseitigung solcher Schäden geht in die Millionenhöhe und wen trifft das Ganze? In der Regel doch nicht den Geschädigten, sondern deren Versicherung und damit wieder die Allgemeinheit. Also geht das Ganze zu Lasten der Steuerzahler und somit schneiden sich die Vandalen ins eigene Fleisch. Und wenn man die Täter fassen würde und ihnen die Kosten zur Last legen würden, dann würden sie wahrscheinlich bis zum Ende ihres Lebens den Schuldenberg abzahlen müssen.

Ob diese zerstörerischen Menschen eigentlich wissen, was sie anderen damit antun? Wie es sich anfühlt, wenn man einen Machtverlust erleidet? Ja Machtverlust, denn wenn so in die Intimsphäre eines Menschen eingegriffen wird, dann hat das was mit Machtverlust zu tun. Das wiederum löst Angst aus, aber vielleicht ist es ja auch das was sie wollen …. Angst, Terror und Schrecken verbreiten? Erging es ihnen vielleicht so? Meinen sie jetzt etwa, sie müssen sich so nach dem Motto verhalten: Was mir zugefügt wurde, füge ich auch anderen zu?

Also, liebe Vandalen, wie heißt es doch so schön: Erst Hirn einschalten und dann den Mund aufmachen beziehungsweise Taten folgen lassen.

Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer.
Aristoteles …. 384-322 v. Chr., griechischer Philosoph


November 2014
*****ohr Mann
1.390 Beiträge
(a) und (b)
(a) Nun, Graffiti ist ursprünglich ja gar nicht im Kunst-Kontext entstanden, das wurde da erst hingezerrt. Also könnte man sagen, dass die ursprünglichen Graffiti-Sprayer es gar nicht vorhatten, etwas wie "Kunst" zu machen, sie wollten eher den anderen zeigen "seht, ich bin am Leben und bin cooler als ihr".

(a a) Daraus ensteht die Frage, ob man dennoch - ohne es eben zu wollen - damit Kunst machen kann, indem man etwas macht. Hier wird etwas also durch Dritte zur Kunst erhoben, vielleicht sogar gegen die Intention des Urhebers.

Und (b) ... unser Nachbar zur Linken hat ... sagen wir es vorsichtig ... wahrscheinlich das eine oder andere Problem mit sich selbst und hat neben einer Menge leerer Flaschen harter Alkoholika auch einer seiner Unterhosen und seine alte graue Jacke an den von ihm am Zaun angebrachten Stacheldraht gehangen und diverse "eigenartige" Beschriftungen angebracht. Ist das nun Kunst ? Ich sage "nein", weil ich ihm jede künstlerische Intention und jeden Sachverstand in Sachen "Kunst" abspreche, diverse Ämter sagen auch "nein" (weil - unter Anderem - umweltgefärdende Stoffe haben draußen auch in der Kunst nichts zu suchen) - aber verkennen wir den jetzt vielleicht ? Siehe (a a)

(b b) Oder ist das ein neuer Sonderfall ? Also behauptete Kunst, die gar keine ist ? Was ist dann aber ein Konglomerat aus leeren Flaschen, einer alten Unterhose, Stacheldraht etc., welches doch sicher Ausdruck einer - ich werde das Wort hier nicht schreiben, aber jede(r) kann sich`s denken - g*******n Persönlichkeit ist - schließlich ist "Kunsttherapie" eine anerkannte Behandlungsmethode.

Ist das nun Vandalismus ? Kunst ? Dreck, der eigentlich in die Tonne gehörte ? Eigentherapie - wobei die Frage entstünde, ob etwas, was aus therapierenswerten Gründen heraus entsteht gleich Kunst gleichzusetzen wäre ?
nochmal Kaminlesung
****ra Frau
12.347 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zu den Graffiti möchte ich kurz anmerken, dass bereits in der Antike Leute Graffitis an die Wand ritzten oder auch malten. Besonders gut erhalten sind die aus Pompeij. Nachzulesen in dem Buch "Decius war hier ..." von Karl Wilhelm Weeber. Ebenso gab es in späterer Zeit immer wieder Wandschmierereien, je nach Bildungsstand der Leute mal informativer mal weniger informativ.

In Wien pinkelte mal eine Gruppe Künstler in einen Brunnen, um zu sagen, was sie von Österreich halten ... äh, mit Kunstförderung. Ist das nun Kunst oder einfach nur Beschiss. http://der.kritisator.de/201 … -mit-dolce-afghaner-in-wien/
Sie bekamen einen Kunstförderpreis des Landes Niederösterreich.

*nachdenk*

Herta
*****one Frau
13.323 Beiträge
Gruppen-Mod 
kunst oder....
um diese frage zu beantworten, müsste ich in die tiefen der gründe der sprayer tauchen.
sie selbst definieren sich durchaus als künstler. ich unterscheide zwischen den konzeptsprayern und den schmiefrinken. schmierfinken haben keine idee, sie hinterlassen schlicht eine marke. uns wo einer eine marke hinerlassen hat, dort finden sich welche, die das "übermarken" wollen...
lesetipp:
http://de.wikipedia.org/wiki/Broken-Windows-Theorie
Seerosen. Shooting im Seerosenteich 
Foto Melanie S.
*****a_N Frau
1.312 Beiträge
ohne Wandmalereien
oder besser Höhlenmalereien hätten wir wesentlich weniger Kenntnisse aus der (vor allem älteren) Geschichte.
Was damals die Menschen dazu bewegt hat, können wir nicht sagen, aber ein gewisser Bedarf bestand wohl schon lange, ist vielleicht eine menschliche Eigenschaft.

In den Beiträgen von mayberlin muss man denke ich unterscheiden zwischen Vandalismus, der sich teilweise im Beschmieren von Wänden äußert, und Graffiti als Kulturgut.

Es gibt nämlich beide Variationen:
Vandalismus:
da ist wohl die Intention eine Mischung aus allen genannten Beweggründen in unterschiedlicher Zusammensetzung, je nach Person.
Teilweise ist es aber auch einfach eine Form, sich mitteilen zu wollen, manchmal als Protest gegen irgendwas oder irgendjemand, manchmal auch persönliche Gefühle der Außenwelt mitteilen. Wer hat nicht schon Herzen mit Namen oder Buchstaben auf Wände gemalt, in Wände, Bäume, usw. geritzt gesehen oder gar selbst gemacht, oder sowas wie xy was here vor allem bei Sehenswürdigkeiten und interessanten Stätten. Hier wird eine Wand oder ein Gegenstand als "Gästebuch" missbraucht. Nein, diese Leute sind sich keiner Schuld bewusst, sehen diese "Zeichen" nicht als Zerstörung fremden oder öffentlichen Eigentums, die denken in dem Moment überhaupt nicht darüber nach.
Anders sieht es bei denen aus, die bewusst aus Protest, aus Frust, aus Hass,... das Eigentum anderer beschädigen oder Zerstören. Über die Konsequenzen und die Höhe der Kosten werden auch die meist weniger nachdenken oder sie unterschätzen, aber sie wollen andere damit treffen.
Dass es oft Jugendliche sind, liegt am Alter, an der Entwicklung. Jugendliche brauchen Konflikte, sie müssen ihre Kräfte mit den Erwachsenen und teilweise auch mit der Gesellschaft messen. Haben sie dazu im privaten und schulischen Umfeld keine Gelegenheit, suchen sie andere "Gegner", um ihre Grenzen auszuloten.
Ich bin der Meinung, dass es deswegen heutzutage immer "schlimmer" wird, weil zum einen immer mehr Eltern sich weniger um ihre Kinder kümmern, teilweise ihnen keine oder zu wenige Grenzen setzen, zum anderen ändern sich auch die Lebensumstände ständig, Freiräume verschwinden und Erwachsene reagieren auf die Dinge, die sie selbst in ihrer Jugend gemacht haben, um zu provozieren, verständnisvoller als die damaligen Erwachsenen.
Wie sagte schon Sokrates (gekürztes Originalzitat): "Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer"..

Es ist ein Problem der Gesellschaft, wie man untereinander und mit der Jugend umgeht. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Aufzeigen von Grenzen und Verständnis/ Toleranz. Wir alle müssten aufwachen, weniger dem Konmerz nachlaufen und uns dem Stress unterwerfen, sondern wieder auf die Grundgüter der Menschheit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens zurückfinden, den Mitmenschen wirklich zuhören, ihnen Zeit schenken.
Die Jugendlichen sollten auf der einen Seite Grenzen erfahren dürfen (am besten in Bereichen, wo es niemanden weh tut), zum anderen aber auch ernst genommen werden und Verantwortung und Vertrauen bekommen.
Ich bin in einer Gemeinde aufgewachsen, in der das optimal funktioniert hat, dank unserem aufgeschlossenen Pfarrer. Wir haben auch Quatsch gemacht und provoziert, Streiche gemacht, die teilweise dann am nächsten Tag in der Zeitung standen, aber nie ernsthaft jemanden verletzt oder geschädigt. Aber auch zu der Zeit gab es schon viele Gegenden, in denen es anders zu ging. Den Grund, dass wir anders waren, sehe ich hauptsächlich darin, dass wir eben ernst genommen wurden, schon früh viel Verantwortung (für Kinder in Kindergruppen und Ferienlager) hatten und viel Vertrauen durch unseren Pfarrer erfuhren. Er hat uns den Mut gemacht, die Kinder eigenständig zu betreuen, war zwar bei den Ferienlagern dabei, hat aber uns die gesamte Organisation und die Entscheidungen überlassen, wir durften Gottesdienste nach unseren Bedürfnissen gestalten, selbst predigen (ohne dass er vorher irgendetwas zensiert hätte), er unterstützte uns bei der musikalischen Gestaltung, ließ uns freie Hand in der Wahl der Instrumente und Lieder (die Ordensschwester, die für die Kirchenmusik zuständig war, war oft schockiert über unsere Ideen "- ein Akkordeon ist doch kein Kircheninstrument" u.ä - aber wir hatten immer die Rückendeckung unseres Pfarrers. Dennoch hatten wir auch immer wieder Diskussionen mit ihm, weil wir auch mal über die Stränge schlugen, aber dadurch, dass er nicht einfach sagte: so geht das aber nicht, basta, sondern das Gespräch mit uns suchte und uns ernst nahm, haben wir das Verantwortungsbewusstsein erlernt, wir wollten sein Vertrauen nie enttäuschen, da wir ihn sehr schätzten. Der "Name", den wir ihm gaben, zuerst nur unter uns, irgendwann dann aber offen - auch ihm gegenüber - sagt viel aus, denn wir nannten (und tun dies noch heute, inzwischen ist er im Ruhestand und wir haben ein sehr herzliches Verhältnis zu ihm) "Chef".
Bei uns war es eine katholische Gemeinde, aber das kann auch jede andere Gruppierung (Verein, Schulklasse, ..) ebenso gut leisten, es kommt immer auf die Personen an, die verantwortlich sind.

Wir alle sind für unsere Kinder und Jugendliche, deren Entwicklung und dadurch auch die Zukunft unserer Gesellschaft verantwortlich! Man sieht ja, wie sehr Kinder und Jugendliche beeinflussbar sind, wenn man es richtig anpackt: z.B. an den Selbstmordattentaten durch junge Menschen in verschiedenen Bewegungen.

Vielleicht ist einfach die technische Entwicklung zur Zeit zu schnell für uns, die gesellschaftliche Entwicklung hinkt da - ebenso wie die Politik und Gesetzgebung - weit hinterher. Ich bin absolut für den Fortschritt, aber eben auf jeder Ebene. In manchen Dingen sind wir einfach zu träge und legen uns selbst (bürokratische) Hindernisse in den Weg.

- Graffiti als Kultur oder Subkultur oder auch Kunstrichtung
die "echten" Graffiti"künstler" verstehen sich wohl eher als Subkultur, denn auch diese ist (oder war mal) eine Art Abgrenzung zu der anerkannten Kunst und Kultur, ähnlich wie es die verschiedenen Musikrichtungen gibt, sich auch da immer neue entwickeln, um sich abzugrenzen. Auch das ist eine natürliche Entwicklung, die es schon immer gab, auch das zum Teil zurückzuführen auf das "AnderalsdieElterngererationseinwollen" der Jugend. Die meisten Künstler (gilt für bildende Künstler ebenso wie für Komponisten) wurden erst nach ihrem Tod "reich und berühmt". Heute leben wir aber in einer anderen Zeit, alles ist schnelllebiger, die Kommunikationswege viel schneller, ein Menschenleben im Durchschnitt aber länger. Das gibt viele Chancen aber bringt auch einiges an Chaos mit sich.
Ich finde es völlig okay, wenn leere Betonwände an Brücken, in Unterführungen usw. durch Graffiti gestaltet werden, das macht unsere Welt einfach bunter. Und es gibt da viele tolle Ergebnisse. Schade finde ich es, wenn diese Werke dann durch die, die eher zu den Vandalen zugeordnet werden müssten, übersprüht werden mit verunglimpfenden Worten und Zeichen. Manche tolle Werke überleben nicht mal einen Tag, andere Wochen und Monate. Das konnte ich in den letzten Wochen gut beobachten, da ich jede Woche ein bis zwei Mal durch eine Grünanlage mit mehreren Brücken fahren musste. Alle Brücken sind immer bemalt, mal mehr mal weniger kunstvoll. Shootings hatte ich da auch schon - die Bilder davon (vom Hintergrune) waren aber schon kurz darauf wieder übermalt.
Eine der Brücken ist übrigens sogar ausgewiesen als "free wall", also da ist es absolut legal und erwünscht, dass sie gestaltet wird. Davon sollte es mehr geben, oder besser- an solchen Stellen prinzipiell geduldet werden. Nicht offiziell, damit der Kick des Verbotenen bleibt, aber ohne Strafe, denn letztlich ist es doch schöner, eine bunte, schön gestaltete Wand anzuschauen, als eine graue Betonmauer. Kostengünstig ist das dann auch, denn so muss kein Maler bezahlt werden und man hat eine kostenlose immer wieder wechselnden Kunstausstellung. Die Jugendlichen können sich austoben und ihrer Phantasie freien Lauf lassen, also ein win-win.

Der Begriff "Kunst" lässt sich wohl nicht wirklich richtig fassen. Kunst liegt halt immer im Auge des Betrachters, ist also subjektiv.
Wenn ich mir anschaue, WAS alles schon als Kunst deklariert wurde und teilweise für teures Geld ge- oder verkauft, nur weil die Künstler sich bereits einen Namen gemacht hatten, rollen sich meine Fußnägel auf.
Aber ich sehe das ganz locker. ICH entscheide, was für MICH Kunst ist, egal ob als Schaffender oder Betrachter, und das gestehe ich jedem anderen auch zu. Das ist keine Frage des "Gefallens" - sondern der Einschätzung. Ich kann ein Werk als Kunst empfinden ohne dass es mir gefällt.
Es gibt allerdings durchaus auch objektive Kunstwerke, die sich durch besondere Ideen Können und Kreativität auszeichnen, aber das ist nur ein Teil der Kunst, praktisch der Olymp der Kunst.
Seerosen. Shooting im Seerosenteich 
Foto Melanie S.
*****a_N Frau
1.312 Beiträge
so wie
diANaone (Konzeptsrayer und Schmierfinken) kann man es auch gut bezeichnen, das trifft es absolut.
*****a_N:

die "echten" Graffiti"künstler" verstehen sich wohl eher als Subkultur
die auch gern Angebote nutzten ihre Arbeiten dort anzubringen, wo es erlaubt wurde

sei es im Kulturraum einer städtischen Einrichtung
oder teils auch in den Städten, die vorher grauen Kästen, jetzt eben Kunst von Bürgern für Bürger
Seerosen. Shooting im Seerosenteich 
Foto Melanie S.
*****a_N Frau
1.312 Beiträge
genau
so wie eben auch an der erwähnten "free wall"
*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
*****one:
ich unterscheide zwischen den konzeptsprayern und den schmiefrinken.

.... dem schließe ich mich voll und ganz an.


Das Gespraye in meinem Eingangspost würde ich zu dem eines "Schmierfinken" zählen.

****nah:
im Kulturraum einer städtischen Einrichtung
oder teils auch in den Städten,

.... das finde ich eine sinnvolle Sache und wird hier in Berlin umgesetzt.
Das habe ich heute auf dem Arbeitsweg extra fotografiert .... WC- Häuschen an der Bus- Endhaltestelle für die Fahrer/innen


LG
maj
Berlin im Mai 2015
signed ...
und der Eigentümer beließ es ..
by unknown creator
*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Lieber MondZeit,

da die Schaufensterscheibe fast einem Spiegel gleicht, ist für mich schwer bzw. nicht erkennbar, was du zeigen/darstellen möchtest.


LG + einen schönen Abend
maj
TAPE
... reversibles graffiti aus Klebeband -> tape art

Die Bildqualität ist wirklich schlecht, handy.
*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ah danke, "tape art" kannte ich noch nicht. *g*


*****eit:
Die Bildqualität ist wirklich schlecht, handy.

.... die Ausrede lasse ich nicht gelten, *zwinker*
weil meine beiden Bilder sind auch mit Handy aufgenommen.


LG
maj
*****ohr Mann
1.390 Beiträge
Lese ich "Es gibt allerdings durchaus auch objektive ..
... Kunstwerke".

Sage ich dazu "nein", weil ich nicht sehen kann, an welchen "objektiven" - also "allgemein- und ewiggültigen" und "wissenschaftlich verifizierbaren" Parametern diese Objektivität in der Kunst festgemacht werden könnte.

Es gibt schon keine "Enderklärung" in den Naturwissenschaften mehr - wie soll dann das Kunstwerk als Ausdruck einer Idee eine "abschließende" Bewertung bekommen können.
Seerosen. Shooting im Seerosenteich 
Foto Melanie S.
*****a_N Frau
1.312 Beiträge
objektiv ist in meinen Augen
im Falle von Kunst eben das, was ich geschrieben hatte, und das was in einer Kultur, einem Zeitraum, aber auch darüber hinaus als Kunst angesehen und weitergegeben wird.
Ich nenne mal einfach einige klassische Künstler/ Kunstwerke, die mittlerweile global als solche bezeichnet werden, also allgemein als Kunst anerkannt und daher "objektiv", auch wenn sie nicht jedem persönlich gefallen:
Michelangelo, David, Sixtinische Kapelle Wandmalereien, Da Vinci, Mona Lisa, der Schrei, Munch ......
Bei den genannten habe ich noch nie eine Stimme gehört, die die Werke nicht als Kunst bezeichnen.
Sie sind Aushängeschilder bestimmter Epochen und Stilrichtungen.

Ebenso zählen aber auch heute wirklich außergewöhnliche Ideen, gepaart mit Können und Technik, für mich zu "objektiven Kunstwerken", weil einfach viel dazu gehört (unterschiedliche Talente), diese Werke zu schaffen.
Ob die Werke die Zeit als Kunst überdauern, wird sich in vielen Jahren zeigen.

Subjektiv empfinden die meisten ja das als Kunst, was ihnen gefällt, aber es gibt ja auch vieles, was sicher nicht weniger an künstlerischen Elementen erhält, aber eben vielen nicht "gefällt".

Dann gibt es noch so eine Art Zwischending: Werke, die den wenigsten wirklich gefallen (nicht schön sind), aber aus verschiedenen Gründen irre Erlöse beim Verkauf erzielen....
******een Frau
1.982 Beiträge
Kunstvoll in Szene gesetzt
Die neueste Errungenschaft unseres Bahnhofs.
Gemeinsam unterwegs mit majberlin von Ashausen nach Hamburg.

Lg Casualeen
*******inde Frau
41.701 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich denke das ist eindeutig ....

LG
maj
*****ohr Mann
1.390 Beiträge
"Eindeutig"
... auf den ersten Blick schon - aber wenn das Bild sagen wir mal auf der Kasseler Documenta photographiert worden wäre, würden alle fragen, wer denn die Künstlerin sei .... "Kunst" entsteht also anscheinend erst durch den Kontext ?
******Des Frau
106 Beiträge
Frankfurt am Main - 2015
Bei einer Hafenrundfahrt entdeckt. Ich fand das Bild so ergreifend und hat mich irgendwie berührt.
In Frankfurt wie auch fast in allen anderen Großstädten leben viele Menschen am Fluss , übernachten dort , essen,trinken und wohnen dort.
Auf diesen Platz kommt man nur über Schleichwege , ich habe dies durch eine Hafenrundfahrt Richtung Gerbermühle gefunden. Finde das das Bild an der Wand sehr nachdenklich stimmt,zumindest für mich ist die Wirkung so.

Lg Casualeen
****l_y Frau
3.576 Beiträge
Kunst oder nicht
Hallo liebe Majberlin,

Deine Bushäuschen sind für mich Kunst.
Natürlich gibt es auch Sprayer, die hier und da
gerade in Lost Place, die ich reichlich bei Locationsuche habe,
Kunst hinterlassen.
Dennoch ärgere ich mich über zerschlagene Türen, zerschlagene SCheiben, gerade in alten Gebäuden....beschmierte Wände ohne Sinn und Verstand.

Und ein zerschlagenes Bushäuschen ist keine KUNST,
sondern da brodelt es in mir.
Zerstörung geht auf Kosten des Steuerzahlers.

Meine Devise ist bei Betreten eines verlssenen Ortes:
Komme, schaue dich um, trete ein und sehe in die Vergangenheit
und geh dann wieder ohne Spuren zu hinterlassen.

Liebe Grüße
Only
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